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Bücher in deutscher Sprache wieder erhältlich

Bücher in deutscher Sprache wieder erhältlich!

Die deutschsprachige Ausgabe des Buches ist wieder im Bestand und kann umgehend bestellt werden.

Das Update der zweiten Auflage wurde um ein Kapitel zum Brexit und dessen Auswirkungen für Züchter und Besitzer ergänzt. Ansonsten ist der Inhalt der zweiten Auflage gleich geblieben. Ihr findet also wieder sehr viel lesenswerten Inhalt und wunderschöne Bilder unserer Lieblinge.

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Englische Ausgabe nun im Shop erhältlich

Die lang ersehnte englische Version der zweiten und erweiterten Ausgabe ist nun im Online Shop erhältlich.

Ein einzigartiges Nachschlage- und Fotobuch über die Kaltblutpferderassen Shire Horse und Clydesdale. Geballte Informationen, Wissen zum Nachschlagen, faszinierende Bilder und viele weiterführende Links ins Internet verführen den Leser in die Welt der „sanften Riesen“. Das Buch ist komplett in Englisch. Das folgende Video gibt einen Einblick in den Umfang und die Qualität des Buches.

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Einblick in das Buch
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Englische Ausgabe verzögert sich etwas

Das Erscheinen der englischen Ausgabe des Buches verzögert sich etwas. Ich erwarte noch einen wichtigen Beitrag der SHS, der unbedingt im Buch aufgenommen werden muss. Daher konnte das Buch noch nicht in den Druck gehen.

Ich rechne jedoch fest mit dem Erscheinen des Buches im November, so dass es als mögliches Weihnachtsgeschenk unter dem Christbaum liegen kann.

Sobald ich feste Termin benennen kann, melde ich mich wieder.

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Englische Übersetzung kann vorbestellt werden!

Liebe Freunde der Gentle Giants, die in 2020 deutlich erweiterte 2. Ausgabe meines Buches von 2018 (vergriffen, nur in Deutsch) trifft den Nerv vieler Züchter und Besitzer dieser herausragenden Pferde. Du kannst die englischsprachige Ausgabe ab sofort online vorbestellen!

Du erfährst auf über 284 Seiten im Format DIN-A4 alles über die Faszination der Shire Horses und Clydesdales. Mehr als 420, teils großformatige, wunderschöne Bilder lassen das Buch, neben seinem riesigen Informationsschatz, zu einem tollen Blickfänger werden.

JETZT ONLINE VORBESTELLEN!

Die Auslieferung erfolgt umgehend, sobald ich das Buch aus der Druckerei erhalte. Dies wird voraussichtlich Ende Oktober werden. Also: Je eher du vorbestellst, desto früher besitzt du dieses einzigartige Werk!

BONUS

Alle Vorbesteller erhalten von mir als Bonus zusätzlich ein Set zauberhafter Motiv-Postkarten. Alles Weitere findet Ihr direkt auf der Webseite zum Buch und im Shop.

ÜBERSETZUNG

Die Übersetzung erfolgte durch professionelle, muttersprachliche Übersetzer.

FÜR WEN IST DIESES BUCH?

Dieses Buch ist für Profis und Züchter ebenso geeignet wie für Einsteiger und Privatbesitzer: Wissensquelle und umfangreiches Nachschlagewerk zu Geschichte, Haltung, Zucht, Gesundheit etc. Ich weiß, dass zahlreiche Züchter mein Buch gern den Käufern ihrer Nachzuchten mitgeben, damit diese von Anfang das notwendige Wissen besitzen.

AUSGEWÄHLTE INHALTE

  • Geschichte und Entwicklung, Rassebeschreibungen, Unterschiede beider Rassen
  • Haltung, Zucht und Fütterung: Grundbedürfnisse & Spezialbedürfnisse (tragende oder laktierende Stuten); Fohlenaufzucht
  • Gesundheit und Pflege: typische Krankheiten und deren Behandlung (Mauke, CPL, Arthrose, Sommerekzem u.v m.)
  • Auf großem Fuß: Hufschmied und Barhufbearbeiter erklären ausführlich ihre Sicht & Arbeit
  • Alles in Übergröße: Tipps zu Sätteln von 2 Spezialsattlern, Decken und Zubehör
  • Nachzucht: Fohlenregistrierung, Eintragung in Stutbücher, Körung
  • Zuchtschauen: Infos zu Zweck, Ablauf, eigene Vorstellung, Hintergründe und Anekdoten
  • Augen auf beim Pferdekauf! Tipps rund um den Pferdekauf, Preise und Hilfestellungen.
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Deutsche Ausgabe der zweiten, erweiterten Auflage ist da!

Die zweite und stark erweiterte Auflage des Buches ist nun im Shop bestellbar und kann ausgeliefert werden.

Es ist nun statt 284 Seiten stark (vorher: 250) und hat etwas mehr als 50 neue Bilder.

Es handelt sich nicht um ein komplett neues Buch! Es ist eine Erweiterung des ersten Buches.

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Vorbestellungen möglich

Liebe Freunde*innen und Leser*innen, die zweite, erweiterte Auflage ist im Druck und im Web-Shop vorbestellbar. Das Buch umfasst nun 284 Seiten DIN-A4 mit über 420 Bildern und Fotos.

Neu hinzugekommen ist ein Kapitel über CPL, eine größere Anpassung bei Mauke und verschiedene kleine Updates bei den Kapiteln Fütterung und Fohlengeburten, sowie die Vorstellung weiterer Verbände und Verein in Europa. Es kamen auch deutlich mehr als 50 neue Fotos hinzu

Eine ins Englische übersetzte Version des Buches ist bereits in Arbeit und wird in wenigen Wochen verfügbar sein.Aufgrund des deutlich gestiegenen Umfangs und der erweiterten Produktionskosten, musste ich eine schwere Entscheidung treffen: Der Preis des Buches musste angepasst werden. Es kostet nun 59€ (anstatt 49€ der ersten Auflage). Weiterhin sind nun auch innerhalb von Deutschland Versandkosten in Höhe von 6€ notwendig.

Achtung, AKTION: Bei Vorbestellungen über den Web-Shop bis zum 19.09.2020 einschließlich, entfallen die Versandkosten für Deutschland!

Ich bin sicher, das Buch ist seinen Preis wert und ich freue mich Euch in Kürze das Buch ausliefern zu können!

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Zweite Ausgabe kommt bald…

Hallo zusammen! Im Blog und auf der FB Seite des Buches ist es nun schon seit längerem ein wenig ruhiger geworden. Das hatte einen guten Grund: das Buch ist ausverkauft, ich habe kein einziges Exemplar mehr. Daher verkniff ich mir Werbung und Aktivität.

Die gute Nachricht: es wird eine zweite Auflage geben! Geplant ist sie für Ende August bzw. Anfang September. Je nachdem wie die Arbeit damit vorankommt. Arbeit? Ist doch alles schon geschrieben, oder? Das ist das Schöne im Leben: Wissenschaft und Technik schreiten voran, auch bei Pferden. Ich kann dem Buch wieder mehr Inhalt hinzufügen. Ein Teil der bisherigen Blogbeiträge schafft es ins Buch.

Direkt im Anschluss an die Veröffentlichung der zweiten Ausgabe in deutscher Sprache das nächste Highlight: die zweite Ausgabe des Buches wird auch in englischer Sprache erscheinen! Ich möchte Shire Horse und Clydesdales Besitzern im restlichen Europa das Buch an die Hand geben. Da die Übersetzung ein paar Tage dauern wird, erscheint es daher eher im Spätherbst, Details dazu in Kürze.

Und nun eine Bitte: Ich möchte die neu hinzugekommenen Seiten wieder mit schönen Fotos ergänzen. Dazu brauche ich eure Hilfe. Habt ihr passende Fotos, die ihr mir zur Verfügung stellen würdet? Evtl. Bilder mit sportlichen Motiven? Oder bei echter Arbeit? Ich könnte mir auch ein paar eher lustige Fotos vorstellen. Wie alle kennen die Fotos bei denen die Fellnasen herrliche Grimassen ziehen.

Ich freue mich auf eure Vorschläge. Bitte schickt sie mir in guter Auflösung per Email an boris@die-sanften-riesen.de.

Bis bald, Boris

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Blog Gesundheit

Chronisch Progressives Lymphödem

Nein, das ist keine Mauke – oder: was hat das alles mit Lymphe zu tun?

Dieser Blog Beitrag dreht sich um eine neue, sehr alte Krankheit. Klingt das merkwürdig? Gut, dann habe ich hoffentlich Deine Aufmerksamkeit, denn es geht im Folgenden um faszinierende wissenschaftliche Erkenntnisse, alte Mythen und Falschinformationen. Und um viele Pferde, deren Leiden nun möglicherweise besser verstanden werden.

Alle medizinischen Angaben und Handlungshinweise auf dieser Webseite und in den Artikeln sind ohne Gewähr. Diese Texte ersetzen nicht den Tierarzt, noch können sie eine tierärztliche Beratung ersetzen! Nimm daher Kontakt mit Deinem Tierarzt auf und bespreche mit ihm alles Notwendige!

Einleitung

Das Thema handelt von einer seit wenigen Jahren neu beschriebene Krankheit, die früher unter einem anderen Namen fälschlicherweise der Mauke zugerechnet wurde: die Warzenmauke. Sie bekam ihren Bezeichnung aufgrund des Erscheinungsbildes im späten Stadium: den Furchen und dicken Knubbeln. Zum Thema Mauke gibt es im Internet reichlich Informationen, bspw. hier im Blog. Fast immer werden in den Beiträgen verschiedenen Stufen und Formen von Mauke aufgezählt. Warzenmauke ist häufig eine davon. Je nach Quelle wird es entweder als eine starke Ausprägung bzw. spätes Stadium oder als eine besondere Variante der Mauke benannt. Letzteres trifft den Kern, ist aber ebenso falsch. Um es vorwegzunehmen: Der Begriff »Warzenmauke« sollte nicht mehr verwendet werden. Die Kurzform: das, was der Begriff beschreiben will, ist definitiv keine Mauke! Die Langfrom ist der komplette folgende Text.

Die Erkrankung wurde 2003 erstmals genauer beschrieben und deutlich von Mauke abgegrenzt. Die Krankheit verläuft chronisch, d.h., es gibt keine Heilung. Sie verschlechtert sich ohne Behandlung, ist daher »progressiv« und betrifft nach aktuellen Erkenntnissen das Lymphsystem. Es kommt zu ödem-artigen Verdickungen. So bekam sie ihren Namen: Chronisch Progressives Lymphödem (CPL). Sie tritt rasseübergreifend vor allem bei Kaltblütern an den unteren Extremitäten auf. Besonders betroffen sind das Belgische Kaltblut (Brabanter), Tinker, Rheinisch-Deutsches Kaltblut, sowie Shire Horse und Clydesdale. Inzwischen hat sich in der Forschung zu CPL bzgl. der Ätiologie (betrachtet die Ursachen der Entstehung von Krankheiten) und der Diagnostik einiges getan.

Immer noch vorkommende, falsche Bezeichnugen

In englischsprachiger Literatur findet man neben der aktuelle Bezeichnung »Chronic progressive lymphedema« folgende ältere, aber eigentlich falsche, Bezeichnungen für CPL:
Chronic idiopathic pastern dermatitis, Chronic pastern dermatitis, Elephantiasis oder Equine lymphoedema complex (ELC)

In deutschsprachiger Literatur trifft man noch auf folgende falsche Begriffe für CPL:
Chronische Mauke, verruköse Mauke, verruköse Pastern Dermatitis, Warzenmauke oder Warzenmauke-Syndrom

Beschreibung und Charakterisierung

CPL ist eine multifaktorielle Erkrankung. Ähnlich wie bei Mauke treffen viele Faktoren (wie z.B. Haltung, Ernährung, Rasse, etc.) aufeinander, damit es zur Krankheit kommen kann. Betroffene Pferde werden gesund geboren, bringen aber eine gewisse genetischen Belastung mit. Sie zeigen anfangs keine Symptome. Der Ausbruch der Krankheit kann bereits ab einem Alter von einem Jahr erfolgen. Ab dann werden die CPL-Anzeichen progressiv schlechter. Sie sind typischerweise an den Unterschenkeln lokalisiert: Schwellung und Fibrose des Weichgewebes, verbunden mit bleibenden Deformationen und Hautanomalien.

Die Tierärzte Toon van Couter, Jozef Colman und Cécile De Cupere beschrieben die verschiedenen Stadien der Erkrankung Anfang 2018 auf einer Tagung zum Thema im belgischen Sint-Niklas (organisiert durch Trekpaard Jeugd VFBT) wie folgt:

  • Im Anfangsstadium ist nur die Haut in der Fesselhöhle leicht verdickt, eventuell mit einer leichten Falte, die erst nach einer Rasur sichtbar ist.
  • Allmählich werden die Falten klarer und manchmal erscheinen einige Risse, wodurch die Epidermis schuppig wird und kleine Wunden bzw. Krusten entstehen. Während sich Läsionen [Schädigung, Verletzung oder Störung einer anatomischen Struktur oder physiologischen Funktion, Anm.d.R.] entwickeln, wird die Haut langsam dicker und härter. Anfangs scheint das Pferd auf alle möglichen Therapien zu reagieren, aber die Heilung tritt nicht ein. Irgendwann wird das Problem immer schlimmer. Das ist ein deutlicher Unterschied zur Mauke.
  • Die Falten werden dicker und spreizen sich sowohl nach vorne als auch nach oben auf dem Bein. Die kleinen Lücken entwickeln sich zu größeren, blutenden Wunden. Häufig treten darüber hinaus Sekundärinfektionen auf, die den Krankheitsprozess verschlimmern. Die Haut zwischen den Falten wird feucht und verbreitet einen Geruch, der Fliegen anlockt.
  • Im fortgeschrittenen Stadium ist die Extremität stark verdickt und die Hautfalten reichen bis zu den Knien. Wenn man die Beine anfasst, fühlen sie sich hart an. Meist entwickeln sie große, harte Klumpen, die bis zur Größe eines Tennisballs wachsen können. Diese Klumpen sind ein mechanisches Problem, da sie die Bewegung des Tieres behindern. Dadurch können sie sich bei der Arbeit leicht verletzen. Die Epidermis ist nun trocken, schwielig und zeigt eine ausgeprägte Schuppung.
Röntgenbild einer CPL, die Hautfalten sind deutlich sichtbar.

Bei der Obduktionen verstorbener Pferde mit CPL zeigen sich charakteristische Anzeichen eines chronischen Lymphödems: Die Dermis ist stark verdickt. Zunächst durch Flüssigkeitsansammlung, später mehr und mehr durch Ablagerung von kollagenem Bindegewebe. Diese sind an einigen Stellen lokal stärker ausgeprägt und als Knötchen sichtbar. Mit stetiger Ausbreitung der Krankheit zeigen sich im Unterhautbindegewebe zunehmend dickwandige, erweiterte und gewundene Lymphgefäße.

Lymphsystem

Neben seiner wichtigen Rolle für das Immunsystem hat das Lymphsystem eine weitere entscheidende Aufgabe: der Abtransport von Schadstoffen und großmolekularen Partikeln, wie z.B. Proteine, Zelltrümmer oder Lymphozyten aus dem interzellulären Raum. Sie können das Interstitium (hier: Zellzwischenraum) nur über die Lymphgefäße verlassen. Versagt das Lymphsystem, so verbleiben diese Stoffe im Interstitium. Es können sich Lymphödeme oder Fibrosierungen bilden.

Wikipedia beschreibt das Lymphsystem wie folgt:
»Als Lymphe (lateinisch lympha ‚klares Wasser‘; Plural lymphae; ursprünglich römische Frischwassergottheit) wird die in den Lymphgefäßen enthaltene wässrige hellgelbe Flüssigkeit bezeichnet, die das Zwischenglied zwischen der Gewebsflüssigkeit (Interzellularflüssigkeit) und dem Blutplasma bildet. Das Lymphsystem mit den Lymphgefäßen als Leitungsbahnen ist neben dem Blutkreislauf das wichtigste Transportsystem im menschlichen Körper. Es ist auf den Transport von Nähr- und Abfallstoffen spezialisiert und entsorgt in den Lymphknoten auch Krankheitserreger wie Bakterien und Fremdkörper.«

Mittels der bildgebenden Untersuchungsmethoden Lymphangiographie und Lymphoszintigraphie lassen sich folgende typische Symptome bei von CPL betroffenen Pferden darstellen:

  • Auf Höhe der distalen (in Bezug auf Körperregionen oder Gliedmaßen: weiter von der Körpermitte liegenden) Gliedmaßen zeigen sich deutlich erweiterte und verzerrte Lymphwege.
  • Ein verminderter Abfluss von Lymphe aus den Unterschenkeln wird sichtbar.
  • Eine allgemein reduzierte Funktion der Lymphgefäße bestätigt sich.

Elastin – Ursache oder Symptom?

Es zeigte sich, dass in der Haut der betroffenen Pferde eine geringere Konzentration von Elastin vorhanden ist, bevor klinische Läsionen sichtbar sind. Im weiteren Verlauf der Erkrankung lagern sich weitere Elastinfasern in der Haut ab und versuchen, den Schaden zu reparieren. Dieses Elastin ist jedoch von schlechter Qualität und verschlimmert die Situation. Es breitet sich auf das umliegende Gewebe aus und verursacht eine Verdickung der Haut, Hautfalten und alle oben genannten Symptome, die bei CPL bekannt sind.

Böse Freunde – Mauke und CPL

Die genauen Gründe für die Fehlfunktion sind bis heute nicht bekannt. Ein schlecht funktionierendes Lymphsystem ist eine der Ursachen. Hinzu kommen weitere Faktoren wie genetische Veranlagung, Ernährung, Bewegung, Haltung und Umwelt. Die letztgenannten Faktoren können auch zu Mauke führen (Link auf Mauke-Artikel). Beide Krankheiten »ergänzen« sich leider sehr gut. Eine durch CPL geschwächte Haut ist leichter anfällig für Sekundärinfektionen, hier kommt schnell eine echte Mauke hinzu. Inwieweit eine Mauke, das genetisch vorbelastete Auftreten von CPL fördert, ist nicht gut untersucht, aber naheliegend.

Pumpen, Drücken und Laufen

Beim Menschen wird der Fluss der Lymphe im Lymphsystem u.a. durch Kontraktionen sog. »lymphvaskulären Muskelzellen« ermöglicht, welche sich durch den Füllungsreiz innerhalb der Lymphgefäße rhythmisch zusammenziehen (kontrahieren). Diese Funktion wird als »Lymphgefäßwandpumpe« bezeichnet. Nach Prof. Dr. Dirk Berens von Rautenfeld (http://www.ml-pferd.de/) zeigen dessen Untersuchungen »dass beim Pferd ein anderes Antriebssystem für die Lymphflussverhältnisse in Form zahlreicher elastischer Fasern von etwa 40% des Gefäßwandanteils nicht nur in den subfaszialen Kollektoren ausgebildet ist, welches allerdings nur beim bewegten Pferd wirkt. Diese elastische Retraktionspumpe wird darüber hinaus besonders beim Pferd durch die kompressive Wirkung der besonders kollagenreichen und elastischen Haut und die Huf- und Fesselgelenkspumpe ganz wesentlich unterstützt.« Fehlt nun die Wirkung der elastische Retraktionspumpe aufgrund der oben genannten Elastinstörungen, kann die Lymphe nicht ausreichend abtransportiert werden.

Forschung

Anfang der 2000’er Jahre lieferte die Tierhochschule Hannover (TiHo Hannover) erste wertvolle Erkenntnisse im Rahmen von Dissertationen. CPL wurde da schon deutlich von Mauke differenziert. Universitäten und Hochschulen im Benelux-Raum forschen aktuell intensiv zu dem Thema in einem EU Forschungsprojekt und erfahren gute Unterstützung durch Züchter und Zuchtverbände betroffener Pferderassen. Eine dieser Rassen ist das Belgische Kaltblut (Brabanter oder »trekpaard«), das besonders stark von CPL betroffen ist. Der Zuchtverband unterstützt seit einige Jahren unter anderem belgische Forscher, um diese Krankheit besser verstehen und behandeln zu können. Die TiHo Hannover forscht aktuell im Bereich PSSM und die genetischen Hintergründe dazu.

Die Ergebnisse dieser Forschung bringen neue Erkenntnisse der genetischen Zusammenhänge, aber auch durch Laien nutzbare Methoden, um bspw. den Schweregrad einer CPL-Erkrankung standardisiert bestimmen zu können. Durch diese einheitliche Klassifizierung war es möglich, hunderte von Pferden zu beproben und statistisch auszuwerten. Während der Promotion von Kirsten De Keyser (K.U. Leuven) in den Jahren 2009 bis 2011 wurde auf Basis dieses Bewertungsschemas eine große Anzahl belgischer Kaltblüter (625 Pferde) in offiziellen Zuchtschauen und bei Stallbesuchen untersucht.

Seitdem ist die CPL-Klassifizierung nach o.g. Schema (AA bis D) offizieller Teil einer Körung beim Belgischen Kaltblut, bzw. dem Brabanter, und entscheidet, ob das betroffene Pferd überhaupt in die Arena zum Lauf vorgeführt wird. Der Verband ist fest entschlossen, die Fehler der Vergangenheit bzgl. CPL zu korrigieren.

Man geht im Moment davon aus, dass beim belgischen Kaltblut durch sehr enge Linienzucht und dem Wunsch nach viel Behang die CPL unwissend in Kauf genommen wurde. Ähnliches findet sich beim Shire Horse und Clydesdale. Dort wurde früher Wert auf viel Behang gelegt. Mittlerweile steht in deren Zuchtrichtlinienen zwar noch der Wunsch nach Behang, dieser soll jedoch »fein und seidig« sein. Dickes und welliges Haar im Behang galt als Indikator für CPL (bzw. wurde falsch der Warzenmauke zugeordnet). Der Zusammenhang der Haardicke mit CPL wurde inzwischen wissenschaftlich gut untersucht. Die Ergebnisse widerlegen den direkten Zusammenhang zwischen CPL und der Dicke der Haare im Behang.

Der Verdacht, dass die CPL teilweise vererbbar ist, wurde durch die Forschung bestätigt. Die zugrunde liegenden Gene, die die CPL beeinflussen, sind noch nicht bekannt. Die mögliche Vererbbarkeit sollte Anlass genug sein, betroffene Tiere aus der Zucht zu nehmen, um die Krankheit im Bestand weitestgehend zu eliminieren.

Historische Anekdote:
Vom belgischen Kaltbluthengst Oskar nimmt man an, dass er einer der »Gründer« für CPL in seiner Rasse sein könnte. Das Tier war sowohl an Sommerekzem als auch an CPL erkrankt. Viele erfolgreiche Deckhengste, die im Rheinland und in Westfalen zur Zucht eingesetzt wurden, stammen aus seiner Linie. Die meisten Hengste, die von Oskar abstammten, waren wiederum selbst stark an CPL erkrankt [Schäper W, 1937, cit. Wallraf A 2003]

Die Zuchtverbände des Belgischen Kaltblut (Brabanter) ziehen die CPL Eliminierung derzeit am konsequentesten durch. Hengste müssen dort jährlich neu gekört werden. Dabei wird der Score des Beinstatus jedemal neu aufgenommen. So kann ein Hengst, bei dem CPL nach der ersten Körung auftritt, noch rechtzeitig aus der Zucht genommen werden.

Die zweistufigen Hengstkörungen von Shire Horse und Clydesdale sind nicht ganz so konsequent, um CPL zu erkennen. Dennoch ist dies allemal besser als einmalige Körungen anderer Rassen, um betroffene Hengste aus der Zucht nehmen zu können. Im Alter von zwei und von fünf Jahren werden die Hengste durch eine Körkommision bewertet. Erst nach einer erfolgreichen zweiten Körung, sind Hengste auf Lebenszeit gekört. CPL lässt sich bei der zweiten Körung gut diagnostizieren.

Einige Zahlen

Bei knapp 60% der untersuchten Pferde wurde eine CPL gefunden. In der Altersklasse »drei-jährig und älter« sind knapp 86% der untersuchten Pferde von CPL betroffen. Hengste sind nach den Zahlen deutlich stärker betroffen als Stuten. Zusätzlich entwickelten sie die Symptome schneller mit zunehmendem Alter. Bei einigen Pferden traten bereits ab dem Alter von einem Jahr leichte Symptome auf (14% der Jährlinge). Klare Läsionen traten gewöhnlich ab dem Alter von drei Jahren auf.

Diese konkreten Zahlen zeigen den Stand der CPL beim Belgischen Kaltblut. Die Ergebnisse bzgl. des Verlaufs der Krankheit lassen sich auf Shire Horse und Clydesdale übertragen. Meiner subjektiven Einschätzung nach, sind beide Rassen jedoch nicht so stark mit CPL durchdrungen.

Der Zeitpunkt und der Schweregrad der Phase, in der die Behandlung begonnen wird, haben Einfluss auf das Endergebnis. Merke: »Der frühe Vogel lindert CPL.«

Behandlung

Die CPL ist derzeit (noch) unheilbar und es gibt keine eindeutig unterstützende Behandlung. Die bestmögliche Pflege, Nachsorge und ggf. medizinische Behandlung können den Krankheitsprozess verlangsamen und die Wunden heilen.

Hinweis: Einige der auf den folgenden Seiten aufgeführten Produkte sind nur beispielhaft genannt und stellen keine Werbung oder konkrete Empfehlungen dar. Jedes Pferd kann unterschiedlich auf ein Produkt/Medikament reagieren. Durch die Verwendung bestimmter Produkte kann es sein, dass ein Pferd nicht mehr zur Schlachtung (für den menschlichen Verzehr) geeignet ist.

Behandlungsmöglichkeiten

Hygiene
Die Beine müssen sauber gehalten werden. Waschen und Spülen mit fließendem Wasser oder ein Wasserbad, idealerweise mit Düsen, sind hierbei hilfreich. Zu häufiges Waschen, insbesondere mit Zusätzen, ist kontraproduktiv und führt zu einem Aufweichen der Haut.

ACHTUNG: bei zu häufigem Waschen, und dadurch dauer-feuchter Haut, läuft man besonders im Sommer Gefahr Maden in die Wunden zu bekommen! Das verschlimmert die Situation dramatisch und man handelt sich jede Menge Folgekrankheiten ein!

Reduzierung des Behang
Der Behang der Beine sollte kurz gehalten werden, damit mehr Luft an die Wunden gelangen kann und diese schneller trocknen. Es erleichtert die weitere Behandlung und reduziert Hautschuppen, die als Nahrung von Milben dienen können. Komplettes Rasieren (bis auf die Haut) ist eher konraproduktiv, die nachwachsenden Stoppeln jucken und reizen. Wenn die Haare ein oder zwei Zentimeter stehen bleiben, kann genauso gut behandelt werden.

Bewegung und Aktivität
Sie ist notwendig und fördert die Durchblutung sowie den Abfluss der Lymphe. Bewegung ist für das Lauftier Pferd grundsätzlich erforderlich. Wie schon weiter oben geschrieben wurde, verlangt die beim Pferd vorhandene »elastische Retraktionspumpe« der Lymphgefäße ausreichend Bewegung durch das Pferd. Mangelnde Bewegung und unzureichende Blutversorgung erhöhen das Risiko dicker Beine und Muskelschwäche.

Manuelle Lymphe Drainage (MLD)
MLD ist eine spezielle Massagetechnik, die direkt auf das Lymphsystem einwirkt, um den Lymphabfluss zu verbessern, das Immunsystem zu aktivieren und Schmerzen zu lindern. Hinweis: Etwas weiter unten wird sehr detailliert auf die Behandlungsmethode MLD eingegangen.

Bandagen
Bandagen und Druckverbände ermöglichen es den Muskeln um die Lymphe herum, die Massage selbst durchzuführen, so dass die Flüssigkeit bei der Bewegung automatisch bewegt wird. Nachteil: Durch die unter den Verbänden entstehende Wärme kann es zu vermehrten Infektionen mit Milben und anderen Mikroorganismen kommen. Modernere Alternativen sind (maßgeschneiderte) medizinische Kompressionsverbände aus einem luft- und feuchtigkeitsdurchlässigen Gewebe, bspw. Equicrown Kompressionsverbände (www.equicrown.de).

Bandagierunterlagen aus Naturschafwolle enthalten einen hohen Anteil an Lanolin (natürliches Wollwachs). Es besitzt von Natur aus eine heilende und antibaktierielle Wirkung, hält die Haut trocken und ist atmungsaktiv. Infos zum Produkt und zur Anwendung gibt es bspw. bei schneepferd.at.

Allgemeine, gesundheitsfördernde Maßnahmen
Ergänzend zur klassischen Medizin gibt es positive Erfahrungsberichte bei ergänzenden Anwendungen aus dem Bereich der Homöopathie oder Naturheilkunde. Mir liegen Berichte vor, dass bspw. Akkupunktur das Lymphsystem unterstützen kann. Und alles was für die Lymphe gut ist, unterstützt.

Zusammenfassung
Eine gute Stall- und Weidehygiene ist wichtig, um das Lebensumfeld gesund zu halten. Ein feuchter Stall und/oder eine nasse Weide sind kontraproduktiv, die Haut wird empfindlicher. Ausreichend Bewegung und möglicherweise eine zusätzliche Stimulation des Lymphsystems sind wichtige Faktoren.

Pflege und Zubehör

Waschen
Desinfektion ist entscheidend. So können z.B. Salz, Chlor oder andere Desinfektionsmittel in das Wasser gegeben werden, mit dem die Beine gespült werden. Salzbäder sind aktuell das Mittel der Wahl. Die natürliche Variante: waten und reiten im Meer! Die technische Luxus-Alternative dazu wurde auf der Equitana 2018 vorgestellt. In Belgien gut verbreitet sind flache Badewannen, in die man das Pferd stellen kann. Etwas mobiler und einfacher im Handling sind kleine Wannen für ein oder zwei Beine. die z.B. mit einem Beschlagsstand kombiniert werden können. 20 Minuten pro Bein im Wasserbad reicht, kein stundenlanges Einweichen.

Beauty-Tipp: Urlaub mit dem Pferd am Meer und großzügig im knie-tiefen Wasser reiten. Das reinigt Fell und Haut, wirkt antibakteriell und stärkt die Seele von Pferd und Reiter. In Holland und Belgien gibt es regelmäßig zum Saisonauftakt ganze Prozessionen, die feierlich geschmückt ihre Pferde ins Meerwasser führen. Hilft auch bei „normaler“ Mauke.

Betadine als Shampoo oder als Peeling (Produkt mit stark desinfizierenden Eigenschaften, auch für behaarte Haut, auf Jodbasis) wird zur Desinfektion schwerer Wunden empfohlen. Es sollte jedoch nicht zu oft verwendet werden, um die Haut nicht unnötig aufzuweichen.

Teebaumöl-Shampoo ist ein gut wirkendes Mittel mit kühlender und juckreizlindernder Wirkung auf der Haut.

Ernährung und Ergänzungsfuttermittel
Von »innen« ist eine Unterstützung über die Fütterung möglich. Parallel zu einer grundsätzlich pferdegerechten Ernährung, die neben der Rassezugehörigkeit der Pferde, auch deren Arbeitsbedarf berücksichtigt, können Kräuter und Futterergänzungsmittel helfen. Bspw. unterstützt Galium aparine (Kletten-Labkraut) die Lymphknoten. Kurkuma – in Kombination mit schwarzem Pfeffer – entlastet die Verdauung, sowie Gelenke und Muskeln. Brennnessel fördert den Abtransport von Abfallstoffen.

Hautpflege
Es gibt eine große Auswahl an Salben und Cremes zur Versorgung von Wunden. Was bei dem einen Pferd funktioniert, kann bei einem anderen Pferd einen geringeren Einfluss haben. Erfahrungsgemäß funktionieren Teebaumöl, (Manuka-)Honigsalbe, grüner Lehm, Heilerde (bspw. von Luvos oder Bullrich), Eutercreme, Zinksalbe, Betadin-Gel, oder Schwefelblüte mit Öl. Hier helfen Erfahrungen bei der Maukebehandlung, auch dort muss geschädigte Haut unterstützt werden.

Bei schweren Wunden ist ärztlicher Rat erforderlich! Jedes Pferd kann auf ein Produkt anders reagieren. Frage immer Deinen Tierarzt!

Antiparasitäre Wirkstoffe
Unter großen Vorbehalt, nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt und nur, wenn es nicht mehr anders geht: Sarnacuran bzw. Sebacil wird gegen Raubmilben (Psoroptes, Sarcoptes, Chorioptes), beißende und saugende Läuse, Trichodectes, Schaflausfliege, Zecken, Fliegen und Larven von Fliegen (Kutane Myiasis, Fliegenmadenkrankheit) verwendet. Es wird in Wasser entsprechend der Dosierungsanweisung aufgelöst und aufgetragen. Diese Mittel sind recht aggressiv und können im Zweifel mehr schaden als nützen. Daher die Nutzung unbedingt abwägen und alternative Behandlungsmethoden wählen.

Die beste Methode zur Behandlung der CPL ist eine Kombination der oben genannten Behandlungen. Und es ist wichtig, in einem frühen Stadium der Krankheit zu beginnen.

Überprüfen Sie regelmäßig die Beine Ihres Pferdes, um mit der Behandlung der ersten Symptomen der CPL beginnen zu können. Jede Behandlung kann die Lebensqualität deutlich verbessern.

Manuelle Lymph-Drainage (MLD)

Den folgenden Text (und die Bilder) habe ich von den Vorträgen der CPL-Tagung des Zuchtverbandes des Belgischen Trekpaard übernommen und aus dem Niederländischen übersetzt. Die Tagung fand Anfang 2018 im belgischen Sint-Niklaas stattfand. Es kommt unvermeidlich zu Wiederholungen von Aussagen aus dem obigen Text. Im Sinne der Verständlichkeit und zur Beibehaltung der Lesbarkeit, habe ich die entsprechenden Textstellen nicht verändert. Das Urheberrecht liegt bei Ine Swinnen und der Trekpaard Jeugd VFBT.

Ines Swinnen geht dabei auf die »Manuelle Lymph-Drainage« ein. Diese Behandlungsmethode ist beim Menschen lange bekannt und findet bei Pferden immer stärkeren Einsatz. Sie arbeitet als selbständige MLD Therapeutin der Stufe 3.

Das Lymphsystem des Pferdes und seine Unterstützung durch MLD

Für viele ist die MLD bei Pferden noch unbekanntes Terrain. Vom Lymphsystem im Allgemeinen haben Laien sicher schon einmal gehört oder kennen Menschen, bei denen Lymphknoten entfernt wurden. Darüber hinaus kennt sicher jeder Pferdebesitzer das Phänomen der »Stallbeine«, Pferde mit geschwollenem Kiefer oder eben bei Kaltblutpferden das CPL. All diese Dinge haben mit dem Funktionieren des Lymphsystems zu tun.

Was ist das Lymphsystem?

Man muss das Lymphsystem als ein offenes Netzwerk von Gefäßen sehen, die im ganzen Körper verstreut sind. Sie sorgt dafür, dass die Flüssigkeit zusammen mit allen Arten von Abfällen und Eindringlingen wie Bakterien abgeleitet wird. Das Lymphsystem beginnt sehr oberflächlich, direkt unter der Haut.und breitet sich tief um alle Organe aus. Durch den Saugeffekt des Systems wird die Flüssigkeit gesammelt und zu den Lymphknoten geleitet. In diesen Zwischenstationen wird die Flüssigkeit gefiltert und es finden Prozesse statt, die das Immunsystem unterstützen. Mit Hilfe der Lymphozyten werden auch Bakterien und Viren in den Lymphknoten unschädlich gemacht. Nach dem Filtern wird die harmlose Flüssigkeit zur endgültigen Entsorgung (über Stuhl und Urin) in die Blutbahn geleitet.

Zwischen dem Blutgefäßsystem und dem Lymphsystem gibt es eine Reihe von großen Unterschieden. Das Kreislaufsystem ist ein geschlossenes System, in dem das Herz der Motor ist, der das Blut mit einer bestimmten Geschwindigkeit durch den Körper pumpt. Wie bereits erwähnt, ist das Lymphsystem hingegen ein offenes Netzwerk. Es beginnt blind im Gewebe, wo es die Flüssigkeit, die durch Druckunterschiede im Kreislaufsystem abgepumpt wird, aufnehmen kann. Es hat keinen Motor wie das Herz, sondern läuft zwischen den Muskeln und nutzt die dort entstehenden Druckunterschiede, um das Lymphsystem vorwärts zu treiben.

In den Lymphgefäßen befinden sich Ventile, die dafür sorgen, dass der Lymphfluss grundsätzlich in eine Richtung erfolgt. Dadurch wird verhindert, dass die Abfälle in die Organe zurückfließen. Bei einem konstanten Druck auf das Lymphsystem können die Sammler und damit die Ventile beschädigt werden, wodurch die Flüssigkeit stagniert und so zum Stillstand kommt. Der definierte Druck (der »Herzschlag«), der im Blutgefäßsystem vorhanden ist, ist im Lymphsystem nicht vorhanden. Das Lymphsystem reagiert auf Druckunterschiede und arbeitet um ein Vielfaches langsamer als das Blutgefäßsystem.

Wir Menschen haben etwas mehr als 400 Lymphknoten. Pferde haben etwa 8000! Diese liegen hauptsächlich tief um die Organe herum. Aber es gibt auch einige wenige, an die man sich oberflächlich herantasten kann. Das Besondere an den Lymphknoten ist, dass sich die Hälfte der Knoten eines Pferdes um Magen und Darm herum befinden. Diese haben eine optimale Funktion, wenn ein Pferd den ganzen Tag über fressen kann, da sie die peristaltische Bewegung im Verdauungssystem benötigen, um ihre Arbeit zu erledigen.

Was macht das Lymphsystem?

Das klingt alles kompliziert, aber kurz gesagt, das Lymphsystem sorgt dafür, dass alle Abfallstoffe, die nicht in den Körper gehören, entfernt werden, so dass Platz für die Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen bleibt. Dieser Prozess bildet die Basis einer guten Erholung von einem Trauma. Weil es eine wichtige Rolle bei der Immunantwort des Körpers spielt, sorgt ein gut funktionierendes Lymphsystem für eine bessere allgemeine Widerstandsfähigkeit.

Wenn wir dies auf die CPL anwenden, können wir sehen, dass Probleme mit den Beinen fast immer die Folge eines »Traumas« sind. Dies kann eine nadelstichgroße Wunde sein, die man nicht einmal mit dem bloßen Auge sehen kann, oder ein ernsthafteres Problem. Als Folge dieses Traumas kommt es zu Gewebeschäden in der Haut. Wenn das Lymphsystem richtig funktioniert, werden die durch eine Wunde eingedrungenen Eindringlinge unschädlich gemacht und zusammen mit den beschädigten Gewebestücken entfernt. Auf diese Weise wird im Gewebe Platz geschaffen, um neue Baustoffe über die Blutbahn heran zu transportieren und die Genesung zu starten.

Wenn nicht genügend Nährstoffe in das Gewebe gelangen, sucht der Körper nach einer anderen Lösung, um die Genesung zu ermöglichen. Diese wird jedoch eher halbherzig sein. In einer solchen Situation setzt der Körper Prioritäten: Ein Blutgefäß wird immer vor einem Lymphgefäß repariert. Es ist funktional lebenswichtiger. Was in dieser Mangelsituation an Baustoffen übrig bleibt, wird in die Lymphgefäße eingebracht. Das reicht oft nicht, um die Lymphgefäße vernünftig arbeiten zu lassen. Das Ergebnis ist, dass mehr Flüssigkeit in den Beinen verbleibt und Bindegewebe anstelle von korrekt repariertem Gewebe verbleibt. Sollte es erneut zu einem Trauma kommen, wird dieser Prozess weiter intensiviert. Schließlich kann es vorkommen, dass das Bein eines Pferdes voller Bindegewebe ist, in dem kaum noch wirksame Lymphgefäße vorhanden sind. [Die weiter oben beschriebene genetische Veranlagung der Elastinschwäche befeuert diesen Teufelskreis. Anm.d.R.]

Wie weiter oben erwähnt, reagiert das Lymphsystem auf Druckveränderungen, die normalerweise durch Muskelkontraktion und -entspannung in einem Körper entstehen. Deshalb ist die Bewegung ein so wichtiger Faktor für das reibungslose Funktionieren des Lymphsystems. Es funktioniert nicht gut, wenn konstanter Druck von außen ausgeübt wird. Dieser Druck kann körperlich, aber auch geistig sein. Ein Pferd, dem wenig Zeit gegeben wird, um ab und zu »den Knopf frei zu bekommen« und sich völlig zu entspannen, kann schneller Probleme entwickeln. Dies ist heutzutage vor allem bei Sportpferden zu beobachten. Aber auch andere Pferde können Druck erfahren, ohne dass es vom Besitzer beabsichtigt ist.

Was macht die Lymphe glücklich?

Nachdem Du nun ein gewisses Verständnis für die Funktionsweise des Lymphsystems hast, wirst Du bald feststellen, dass wir als Pferdebesitzer regelmäßig einige unangenehme Handlungen für das System ausführen. Wenn Du dies beachtest, kannst Du einiges berücksichtigen, um Dein Pferd optimal zu unterstützen. Nachfolgend werden einige praktische Beispiele besprochen, die die Entwässerung des Lymphsystems negativ beeinflussen können und was Du eventuell ändern kannst. Einfaches Beispiel: Stallmanagement. Pferde, die sich oft im Stall befinden, »sperren« das Lymphsystem ein, so dass feste Beine ein bekanntes Phänomen sind. Viel entspannte Bewegung im Paddock oder auf der Wiese kann das ändern.

Einer der Aktivatoren des Lymphsystems ist der Hufmechanismus. Eine gute Hufpflege sollte daher nicht aus den Augen verloren werden, denn der Hufmechanismus befindet sich an der Basis des Pumpsystems in den Beinen. Er wird durch die Eisen stark eingeschränkt. Decken und Zaumzeug sind oft an Stellen, die für das Lymphsystem sehr wichtig sind. Weil es sich so dicht an der Oberfläche befindet, ist es relevant zu prüfen, ob Deine Sachen immer gut passen. Viele Pferde müssen mit viel körperlichem und geistigem Druck umgehen. Denke nur an Training, Langzeittransporte, Wettkämpfe etc. Dies sind Situationen, in denen Stress manchmal vorherrscht und in denen ein gutes Stressmanagement eine Lösung bieten kann. Nach dem Training kann es eine gute Möglichkeit sein, Dein Pferd entspannt abzureiten, um die während des Trainings aufgebauten Spannungen zu lösen. Ein gemeinsamer Waldspaziergang kann manchmal für beide Seiten beruhigend sein. Auf diese Weise kann sich Stress abbauen und sich nicht im Körper anhäufen. Das wäre für die Gesundheit kontraproduktiv – für Mensch und Tier.

Oft wird eiskaltes Wasser zum Abspülen der Beine nach dem Reiten verwendet. Obwohl die Meinung bei diesem Thema geteilt ist, können wir allgemein sagen, dass sich die Verwendung von etwas weniger kaltem Wasser angenehmer anfühlt. Die Folge ist, dass die Lymphgefäße nicht vollständig zusammengedrückt werden und ihr Transport nicht vollständig »auf Eis« liegt.

Bandagen sind in der Pferdewelt immer noch ein alltäglicher Gegenstand. Leider sorgen diese dafür, dass das oberflächliche Lymphgefäßsystem in den Beinen in seiner Funktion eingeschränkt ist und sogar abgeklemmt werden kann. In den Beinen muss der Transport gegen die Schwerkraft erfolgen, was an sich schon eine große Anstrengung für den Körper erfordert. Die Ventile des Systems arbeiten nur in einer Richtung, so dass ein falsch konstruierter Verband diesen beschädigen kann.

Der Druck muss immer von unten nach oben ausgeübt werden. Sollte Ihr Pferd während des Transports oder während einer Stallperiode vorübergehend Unterstützung benötigen, gibt es heute Kompressionsprodukte, die bei kurzer Anwendung einen großen Unterschied machen können.

Was kann man tun, wenn alle einfachen Maßnahme nicht greifen?

Die Manuelle Lymphdrainage ist eine Massagetechnik, bei der das Lymphsystem von außen angeregt wird, indem die Druckveränderung auf das oberflächliche System und einige tiefere Lymphknoten entspannt angewendet wird. Da alle Lymphbahnen miteinander verbunden sind, kann der oberflächlich erzeugte Saugeffekt tiefer liegende Strukturen verändern. Die gesamte Lymphe muss vorne auf der Ebene des Herzens abgeführt werden, daher ist es verständlich, dass viele Probleme mit den Hinterbeinen lange brauchen, um sich zu erholen. Diese Lymphe muss einen längeren Weg gehen.

MLD-Therapeuten können ihre Behandlung durch den Einsatz von Lymphband und Kompressionsstrümpfen unterstützen. Diese werden ebenfalls in der Humanmedizin eingesetzt. Für Pferde sind angepasste Strümpfe entwickelt worden. Sie unterstützen den Körper in seiner lymphatischen Funktion und können für definierte Zeiträume eine Lösung bieten, damit die Arbeit des Therapeuten länger anhält. Man muss berücksichtigen, dass das Lymphsystem sehr spezifisch behandelt werden muss, eine falsche Richtung oder Stimulation kann Schäden verursachen! Deshalb ist es immer wichtig, einen gut ausgebildeten Therapeuten zu kontaktieren. Es gibt Situationen, in denen die manuelle Lymphdrainage nicht die beste (oder erste) Wahl ist, genau wie die Kompression. Diese können manchmal erst in einem späteren Stadium der Behandlung eingesetzt werden.

MLD für CPL

Obwohl CPL eine chronische Erkrankung ist, bei der die Vererbung eine Rolle spielt, kann die MLD eine sehr gute Ergänzung zum Management eines Pferdes mit CPL sein. Es wirkt unterstützend auf die allgemeine Widerstandskraft und fördert die Wundheilung. Darüber hinaus wirkt es sich auf die psychische Gesundheit Ihres Pferdes aus, so dass das Tier lernt, sich besser zu entspannen und Spannungen in seinem Körper selbst abbauen kann. Wenn das Lymphsystem optimal funktioniert, erholt sich das Pferd schneller und besser von einem Trauma und wird weniger verletzungsanfällig, da seine Transportkapazität größer ist. Im Falle einer kleinen Wunde kann der Körper dann alles selbst lösen, so dass Sekundärinfektionen beseitigt werden. Eine manuelle Lymphdrainage-Behandlung ermöglicht es dem Pferd, sich über sein natürliches System zu reinigen und seine Erholung und Regeneration zu steigern.

Pferde mit CPL haben es bereits schwerer, was die Transportkapazität betrifft. Daher ist es sicherlich ratsam, die MLD von einem erfahrenem Therapeuten durchführen zu lassen. Je eher man anfängt, das Lymphsystem zu unterstützen, desto besser kann es weiterhin funktionieren. Schaden rückgängig zu machen ist viel schwieriger als ihn zu verhindern. Aber: MLD darf nicht als alleinige Therapie der CPL verstanden werden.

Daher werden bei der Behandlung von Pferden mit CPL immer die positiven und weniger positiven Teile des Umfeldes des Pferdes berücksichtigt und Verbesserungen, wo möglich, in Absprache mit dem Besitzer vorgenommen.

Weiterführende Links und aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen findet man in der gut aufgereiteten Übersicht dieser schweizer Seite.

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Der ewige Mythos vom leichtfüßigen Ritterpferd

„Warte, du Schurke! Sir Ivanhoe wird die verlorene Ehre der Jungfrau Kunigunde rächen!“. Ja, das klingt kitschig. Ist es auch. Es versetzt uns mental jedoch umgehend in das Genre der „edlen Ritter“ und ihre heldenhaften Kämpfe um was auch immer sie dazu antrieb. Da dies hier ein Blog über Pferde ist, möchte ich schnell den Bogen spannen zu etwas, dass mir recht häufig begenet.

Film und Märchen

Ich bemerke regelmäßig, dass in verschiedenen Foren, Social Media Gruppen und auch im realen Leben, eine stark filmisch geprägte Vorstellung eines „echten“ Ritterpferdes existiert. Diese Vorstellung wurde sicherlich durch die Mantel-und-Degen-Filme, sowie die Ritterfilme der späten 70’er und 80’er Jahre des vergangenen Jahrhunderts verklärt. Auch ich habe als Kind diese Filme geliebt. Es war beeindruckend wir der böse und der gute Ritter im Zweikampf um die schöne Jungfrau kämpften. Und die Pferde in den Filmen heißblütig tänzelnd den Helden in den Kampf trugen. Meistens stieg das Pferd kurz vor dem anschließenden Gallop noch einmal spektakulär, die Kamera holte das Pferd dabei Bildschirmfüllend ins Wohnzimmer. Danach krachten die augenscheinlich federleichten Lanzen auf die Gegner und einer von beiden flog im vollen Gallop vom Pferd.

Back to realitity…

Soweit unsere mediale Vorstellung. Im Laufe der Recherchen für das erste Kapitel im Buch, die Historie von Shire Horse und Clydesdale, fiel mir auf, dass diese Darstellung einer ritterlichen Kampfhandlung nicht real sein konnte. Alle mir zugänglichen historischen Quellen beschrieben die Pferde zwar als „groß und mächtig“, jedoch nur in Bezug auf andere Pferde des gleichen Zeitalters und nicht mit den Zwei-Meter-Riesen heutiger Zeit. Im Grunde galt ein Stockmaß von 150cm bereits als groß. Die Pferde waren dennoch kräftig gebaut, in etwa vergleichbar mit heutigen kleinen Kaltblutrassen. Im Blog-Beitrag Buchvorstellung belegen Ausgrabungen in London anhand einer Vielzahl von Pferdeskeletten und Ausrüstungsgegenständen diese Vorstellungen eines Pferdes, auch Kampfpferdes, dieser Zeit.

Man muss im folgenden unterrscheiden für welchen Zweck Pferde im Mittelalter, der Blütezeit der Ritter, gebraucht wurden. Der Adel brauchte Pferde für Kutschen, zum Reiten als bequemes Transportmittel und ebenso Pferde für den Kampfeinsatz. Bauern und Bürgerliche besaßen, wenn überhaupt, den klassichen Mehrzweck-Acker-Gaul. Pferde waren in der damaligen Zweit zwar das einzige schnelle Fortbewegungsmittel, aber auch extrem teuer. Für jedes dieser Einsatzzwecke boten sich unterschiedliche Rassen an. Wobei der Begriff der „Rasse“ auch wieder modern geprägt ist. Heute versteht man unter einer Rasse eine Population von Pferden mit einer strengen Zuchtkontrolle und genauen Vorgaben des Erscheinungsbildes. Die Pferde der damaligen Zeit waren davon weit entfernt. Lesen Sie weiter unten bei Zucht und Selektion mehr dazu.

Unterschiedliche Nutzen, unterschiedliche Pferde

Für den Alltag, oder eine längere Reise, nutzen Adelige Pferde mit bequemen Gangarten, bspw. den Zelter, der eine Art Tölt beherschte. Die großen Kampfpferde wurden sorgsam ausgebildet und hatten beste medizinische Versorgung und Haltungsbedingungen. Zumindest für damalige Zeiten.

Sie wurden ausschließlich bei kriegerischen Auseinandersetzungen geritten. Während einer Reise oder eines Marsches ritten die Kämpfer auf Reisepferden und führten die Kampfpferde auf der rechten Seite als Handpferde mit. Daher leitet sich auch der Begriff „Destrier“ aus dem lateinischen Begriff „dextrarius“ als Bezeichnung eines Streitrosses ab. Es kommt vom lat. Wort „dexter“, was soviel heißt wie rechts (befindlich, gelegen), rechtsseitig.

Tanz oder Marsch?

Ein Ritter in vollständiger Rüstung inkl. Bewaffung konnte ein Gewicht bis zu 180kg erreichen. In der Endphase des Rittertums eher mehr, da auch die Pferde immer mehr Panzerungen trugen. Nun kombinieren wir die Erkenntnisse zur Größe und Statur der Pferde mit der Aufgabe, dieses Gewicht zu tragen. Und zwar nicht nur für eine Trainingsstunde in der Reithalle, sondern durchaus für einen großen Kampf, evtl. sogar eine Schlacht. Diese dauerten vermutlich etwas länger als moderne Trainingseinheiten. Waren die Streitrösser wahrscheinlich bestens traininiert und bemuskelt, so muss man jedoch erkennen, dass diese unter den gegebenen Umständen sicherlich keine leichtfüßigen Tänzer waren. Eine der historsichen Quellen spricht daher eher von einem alles niederwalzenden Trab.

Streiff und seine Kumpane

Der Dreißigjährige Krieg läutete das Ende der großen Zeit der Ritter in schweren Rüstungen ein. Zu dieser Zeit lebte das Streitroß Streiff, das den König Gustav II. Adolf von Schweden 1632 in dessen letzter Schlacht bei Lützen führte. Diese dauerte nach historischen Angabe etwa 6 Stunden. Der Schwedenkönig verstarb dort, sein Pferd wurde ein Jahr später 1633, nach dessem Tod ausgestopft.

Streiff
Streiff

Zucht und Selektion

Zuchtbücher und Rasse-Standards wurden erst im 18. und 19. Jahrhundert eingeführt. Davor gab es lokal unterschiedliche Populationen, die sich im Laufe der Jahrhunderte „irgendwie“, in aller Regel nicht gesteuert oder geplant entwickelten. Die modernen Methoden der Tierzucht fanden Ihren Anfang im 18. Jahrhundert, bspw. durch die Methoden von Robert Bakewell in England. Ab dieser Zeit fingen Menschen an Pferde gezielt für Einsatzwecke zu züchten.

Im Mittelalter waren es mehr Zufallstreffer, wenn sich in einer Region bspw. besonders kräftige und „große“ Pferde entwickelten. Beispielsweise die Pferde aus dem Norden Deutschlands oder der heutigen Niederlande waren von solcher Statur und bei Rittern sehr begehrt. Aus ihnen entstanden u.a. die heutigen Friesen.

Weil es recht mühselig war, große und kräftige Kampfpferde zu ziehen, galten für diese sehr harsche Exportbeschränkungen. Es waren Kriegswaffen, die man, ähnlich wie heute, ungern dem Gegner überließ.

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Kaltblut und passender Sattel – ein Widerspruch? (Teil 3)

Auf der ewigen Suche nach passendem Zubehör fiel mir auf, dass in einigen Foren und Social Media Gruppen immer wieder Hinweise auf die Sattelmarke „Massimo“ auftauchten. Einen Kaltblut Sattel in richtiger Passform zu bekommen ist bekanntermaßen nicht ganz einfach. Neugierig geworden schrieb ich die Firma mit Sitz in Wegberg an. Es entstand ein sehr freundlicher Kontakt mit Janine Pauls (geb. Zeitler), die mich an einem schönen, sonnigen Tag durch den Betrieb führte.

Aus der Not zur Tugend

Um mich ein wenig auf den Besuch vorzubereiten, stöberte ich vorab auf der Firmen-Webseite www.massiomo-sattel.de. Dort fand ich einen der häufigsten Gründe, warum jemand in einem augenscheinlich satten Markt erfolgreich mit einer neuen Geschäftsidee startet: es gab nichts Passendes für den eigenen Bedarf! In diesem Fall: für den 3-jährigen Coloured Cob (oder auch Irish Tinker) Wallach Shannon der Tochter fand sich kein passender Sattel. So entstand vor über 22 Jahren ein bis heute funktionierender und profitabler Zweig des Familienbetriebes.

„Gut 800 kg Kuschelmasse wollten sich einfach nicht in die herkömmlichen Sattelmodelle ‚pressen‘ lassen. In solch einem Fall ist es gut an der Quelle zu sitzen und über viele Kontakte zu verfügen, die helfen könnten. Es wurde jedoch schnell klar, dass es nahezu als unmöglich galt die großen/dicken/kräftigen Pferde mit Standardsätteln zu versorgen.“, so Pauls auf meine Eingangsfrage nach den Ursprüngen der Firma.

Die Firma ihrer Eltern „Zeitler Sport und Freizeit“ ist keine Sattlerei im klassischen Sinn. Bereits vor der Entstehung der Marke Massimo verkauften sie Sättel unter eigenem Namen. Diese stammten aus englischer Produktion. Letztendlich passte keiner von ihnen auf Shannon. Auch andere Händler konnten nicht helfen. Fündig wurden sie über gute Kontakte bei dem argentinischen Sattler Jorge Canaves. Er baute nach den Vorgaben Zeitlers einen Sattel in Kammergröße 36. Es war der erste Sattel, der perfekt auf Shannon passte. Der Prototyp der neuen Marke Massimo war geboren.

Danach ging es zügig weiter. Nach dem Vielseitigkeitsmodell folgte bald der „Dressur I“. Die verfügbaren Kammerweiten wurde bis auf 42 erhöht. Diverse Sitzgrößen, Pauschen und Farben kamen hinzu, denn auch die Individualität der Reiter will bedient werden. Mittlerweile bietet Massimo verschiedene Sattel-Modelle für Vielseitigkeit, Dressur, Springen und Wanderreiten an. Für Freunde der Island-Pferde und deren besonderen Anforderungen gibt es ebenfalls passende Sättel. Eine Besonderheit auf dem Markt ist sicherlich der Sattel „Massimo Smile“, ein an die speziellen Erfordernisse der therapeutischen Arbeit mit Pferden angepasster Sattel. Er ermöglicht motorisch eingeschränkten Menschen das Glück auf dem Rücken der Pferde zu genießen. Ein besonders stabiler Griff zum Festhalten, sehr flexibel anpassbare Pauschen und Kissen, sowie weitere Besonderheiten sichern den Sitz der Reiter. Dadurch können auch sanfte Kaltblüter als Therapiepferde eingesetzt werden. Wer sich für solch einen Sattel interessiert, sollte aufgrund der großen Individualität am sinnvollsten direkt mit Fa. Zeitler Kontakt aufnehmen.

Massimo ist die italienische Form des lateinischen Namens Maximus („der Größte“), die meisten Kunden verbinden Massimo jedoch eher mit Masse. Beide Analogien führen den Kunden letztendlich zu passenden Sätteln für ungewöhnliche Pferde. Mittlerweile liegt der Fokus nicht nur bei den „Dicken“, auch schlankere Sportpferde finden bei Zeitlers ihr Glück.

Besonderheiten und Alleinstellungsmerkmale

„Was macht Ihre Sättel so besonders? Warum schaffen Sie es, dass ihre Modelle gerade bei den kräftigeren Pferden perfekt passen?“ möchte ich von Pauls wissen. Ihrem Blick sah ich an, dass sie und ihre Familie durchaus stolz auf das Geschaffene sind. „Neben der notwendigen Wirbelsäulenfreiheit durch große Kammerweiten, sind es vor allem die eigenen Erfindungen und Verbesserungen, die wir zusammen mit unserem Hersteller in Südamerika in unseren Sätteln verbauen. Wir können bspw. besonders kurze Sättel mit der benötigten breiten Auflagefläche anbieten. Auch unsere besondere Form der Kopfeisen orientiert sich an den Bedürfnissen kräftiger Schultern und breiter Rücken.“ antwortet sie. Diese sind relativ kurz und leicht nach hinten gebogen, wodurch sich die gute Schulterfreiheit ergibt. Das direkte Feedback der Händler und Sattler hilft die Funktionalität zu verbessern. Durch stetige Optimierungen bleibt die Marke Massimo vielseitig und hebt sich vom Wettbewerb ab.

Bei Zeitlers wird großer Wert auf ein familiäres Umfeld gelegt. Ein Großteil der Endkunden kommt aus dem Bereich der Freizeitreiter, auch wenn der Anteil der Sportpferde mit Massimo Sätteln größer wird. Das macht die Marke authentisch.

Die dritte Generation der Zeitlers bringt sich bereits in den Betrieb ein. Eine süße Anekdote lieferte die damals 2-jährige Tochter von Pauls. Eine Kundin stand vor einem Sattel und sagte: „Das ist ein toller Vielseitigkeitssattel!“. Die Kleine, die mit ihrer Mutter neben der Kundin stand, nahm den Nucki aus dem Mund und sagte belehrend: „Dreeessuuhur! Lange Nupfen!“ und meint damit die langen Strupfen, weshalb es nur ein Dressursattel sein kann.

Wie kommt ein Kunde an seinen Sattel?

Der Verkauf an Endkunden erfolgt europaweit ausschließlich über Sattler oder Fachhändler. Von ihnen wird der Sattel letztendlich an das individuelle Pferd angepasst, denn kein vorgefertigter Sattel passt auf Anhieb. Das wäre ein Glückstreffer. Die lokalen Sattler kennen das jeweilige Kundenpferd und die Sättel der Marke Massimo. Sie wissen wie sie angepasst werden müssen und kennen alle Variationsmöglichkeiten, bspw. durch verschiedene Kissenarten.

Zeitlers haben ein großes Warenlager mit bis zu 500 vorbereiteter Sättel in Wegberg, sodass nach Bestelleingang in aller Regel umgehend geliefert werden kann. Von Kammerweite 27 bis 42 (bei Bedarf auch mehr), bis zu vier Sitzgrößen, zwei verschiedene Arten Polsterkissen und verschiedene Sattelmodelle unterschiedlicher Längen. Praktisch jede Kombination davon ist sofort lieferbar. Sonderanfertigungen sind ebenfalls möglich und werden individuell gefertigt. Dann ist die Wartezeit jedoch ein wenig länger.

Die Produktion erfolgt in Paraguay. Dort gibt es eine deutsche Enklave, wodurch die Kommunikation vereinfacht wird. Mittlerweile erreichen wöchentliche Lieferungen aus Südamerika das Warenlager. Auch ein umfangreiches Ersatzteillager wird in Wegberg vorgehalten, welches zum Glück selten gebraucht wird.

Führung durch das Lager

Bei meinem Besuch vor Ort stand nun der Gang durch das Warenlager an. Hunderte fertiger Sättel sind schon ein beeindruckendes Bild. Sortiert nach Modellen, Größen und Farben sah es nach einer verdammt großen „Sattelkammer“ aus. Während wir durch die Gänge streiften, erklärte mir Pauls direkt am Objekt, was ihre Sättel ausmacht. So ergab sich ein lockeres Gespräch während wir verschiedene Themen „abarbeiteten“.

Blick in das Sattellager
Blick in das Sattellager

Um bei Bedarf eine ausreichend große Auflagefläche zu erzielen, können Sattler bei Massimo zwischen Keil-Kissen und französischen Kissen wählen. Erstere sind die „normalen“ Kissen, so wie man sie kennt. Die französischen sind etwas flacher und breiter. Diese kommen bspw. zum Einsatz, um kurzen Sätteln dennoch ausreichend Auflagefläche bieten zu können. Zu lange Sättel behindern das kurze Pferd, drücken auf die Nieren und stören die Bewegung. Kaltblüter haben ihrer Erfahrung nach tendenziell kürzere Rücken. Das ist vorteilhaft für die Arbeit am Zug und vor Kutschen, führt beim Reiten jedoch zu den gerade beschriebenen Besonderheiten.

Es sind die Details, die eine gute Sattelberatung ausmachen. Bei obigem Beispiel des Typus „kurzes Pferd“ kann es sinnvoll sein, nicht den Vielseitigkeitssattel mit weit geschnittenem Schweißblatt zu wählen. „Bei solchen Fällen empfehlen wir eher einen Dressursattel mit gerade geschnittenen Blatt. Das stört die freie Bewegung der Schulter weniger.“ so Pauls.

Als wir bei den Sätteln durch waren, kamen wir zu den Regalen mit dem Zubehör. Neben den Verbesserungen bei den Sätteln ergaben sich im Laufe der Zeit eigene Innovationen beim Zubehör. Bspw. Gurte mit gleitenden V-Strupfen für die „Kugelfische“, bei denen öfters nachgegurtet werden muss. Oder Steigbügelgurte mit kleinerem Abstand zwischen den Löchern. „Bei Kaltblütern sollten besser Gurte ohne Elastik verwendet werden, da sonst der Sattel auf der anderen Seite heruntergezogen wird. Besser ist es auf beiden Seiten ins äußerste Loch zu gurten und diese dann abwechselnd stückweise anzuziehen, damit der Sattel auf dem Pferderücken gerade bleibt.“ weist Pauls auf eine weitere Besonderheit bei Kaltblütern hin. Gurte gibt es bei Zeitlers in Leder oder Synthetik. Sie bleiben formstabil durch gekreuzte Nylonbänder und krempeln sich dadurch nicht um.

Eine weitere Eigenentwicklung ist ein 5-fach verstellbares Vorderzeug. Durch die besondere Führung der Gurte zieht es sich letztendlich so hin, wie es am besten passt und weniger Druckstellen verursacht.

Klett-Pauschen werden von Kunden verstärkt nachgefragt. Derzeit ist es bei zwei Modellen der Dressur Sättel möglich unterschiedlich stark ausgeprägte Pauschen durch ein Klett-System bei Bedarf selber zu wechseln. In Kürze wird das System auch für andere Modelle erhältlich sein. Dadurch können unterschiedliche große Pauschen vor und/oder hinter dem Reiterbein angebracht werden.

Einen letzten praktischen Tipp gibt sie mir am Ende noch vor einem Pferdemodell, auf dem gerade ein Sattel aufliegt: „Die richtige Sattellage finden Sie nicht, wenn Sie den Sattel vom Widerrist aus nach hinten schieben. Legen Sie den Sattel vor die Kruppe und schieben Sie ihn von dort aus nach vorne, bis er von selber stoppt.“ Erstaunt probiere ich es aus. Sie hat Recht, das ist wirklich einfacher und deutlich zu fühlen. Um die evtl. gegen den Strich geschobenen Haare solle ich mir keine Sorgen machen, nach ein paar Schritten legen die sich wieder richtig.

Das war nun mein dritter Besuch bei einem Hersteller von Sätteln, die sich für die kräftigeren Pferde mit mehr Schulter nutzen lassen. Ich hoffe mit diesem Bericht den ewig Suchenden unter den Kaltblut-Besitzern und -Reitern wieder ein Stück weiter geholfen zu haben.